Die Selbstausbildung von Assistenzhunden: 

Im ersten Teil dieser Serie haben wir einen Einblick in das Leben eines Assistenzhundes bekommen, der von einem professionellen Trainer ausgebildet wird. Doch nicht alle Assistenzhundeteams gehen diesen Weg. Einige entscheiden sich für die Selbstausbildung ihres Hundes, eine Alternative, die sowohl Herausforderungen als auch Chancen bietet.

Die Selbstausbildung eines Assistenzhundes bedeutet, dass der Hundebesitzer selbst die Ausbildung seines Vierbeiners übernimmt. Dabei ist es entscheidend, dass der Hundebesitzer eine gute Mischung aus Geduld, Fachwissen und Motivation mitbringt. Denn die Ausbildung eines Assistenzhundes ist ein intensiver und langfristiger Prozess, der nicht nur den Hund, sondern auch den Besitzer fordert. Der Gesetzgeber sieht vor, dass auch die Selbstausbildung eines (angehenden Assistenzhundes) in Deutschland immer von einem zugelassenen Ausbilder begleitet werden muss.

Der Start der Selbstausbildung

Der Weg zur Selbstausbildung beginnt in der Regel mit der Auswahl des richtigen Hundes. Bei der Wahl ist es wichtig, auf die Eignung der Hunderasse und die individuellen Eigenschaften des Hundes zu achten. Nicht jeder Hund eignet sich für diese anspruchsvolle Aufgabe. In der Regel sind es eher ruhige, gut fokussierte Hunde, die das Potenzial haben, als Assistenzhund zu arbeiten.

In der Selbstausbildung steht der Hundebesitzer vor der Herausforderung, alle grundlegenden Fertigkeiten und die spezifischen Aufgaben zu trainieren, die für das Team erforderlich sind. Dabei kommen oft grundlegende Erziehungsmaßnahmen wie das Befolgen von Kommandos, das Laufen an der Leine und das Kontakt halten zum Hund zum Einsatz, natürlich immer mit der Begleitung durch einen Ausbilder.

Die spezifischen Aufgaben

Für einen Assistenzhund gibt es verschiedene spezialisierte Aufgaben, die je nach den Bedürfnissen des Menschen variieren. In der Selbstausbildung müssen diese Aufgaben ebenfalls erlernt werden. Ein Hund, der später als Mobilitäts-Assistenzhund arbeitet, muss beispielsweise eine ganz andere Ausbildung durchlaufen als ein Hund, der für Menschen mit Epilepsie als Warn- oder Anzeigehund eingesetzt wird. Das Erlernen der spezifischen Aufgaben kann eine Herausforderung sein und erfordert immer intensive und konsequente Arbeit.

Die Besitzer sind gefordert, das richtige Timing und die angemessene Methode zu wählen, um den Hund zu motivieren und zu fördern. Oft wird die Ausbildung durch zusätzliche Hilfsmittel wie Klickertraining oder positive Verstärkung unterstützt.

Herausforderungen und Vorteile der Selbstausbildung

Die Selbstausbildung eines Assistenzhundes bringt sowohl Vorteile als auch Herausforderungen mit sich. Ein Vorteil ist, dass der Hundebesitzer eine enge Bindung zu seinem Hund aufbaut und die Ausbildung im eigenen Tempo voranschreiten kann. Zudem ermöglicht die Selbstausbildung eine größere Flexibilität und Unabhängigkeit.

Allerdings bringt die Selbstausbildung auch einige Herausforderungen mit sich. Sie erfordert nicht nur eine hohe Lernbereitschaft und Geduld des Besitzers, sondern auch eine konsequente und strukturierte Vorgehensweise. Ein Hundebesitzer muss in der Lage sein, den Hund richtig zu motivieren, zu fördern und bei Bedarf auch Korrekturen vorzunehmen. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die zu frühe Belastung des Welpen oder Junghundes, der vom ersten Tag an in seiner “Arbeitssituation” lebt. Die Balance zwischen Einsatz und Freizeit, zwischen Förderung und Überforderung ist ein Thema, an dem viele Selbstausbildungen scheitern.

Das letzte Risiko wird meist unterschätzt: wenn der junge Hund die Ausbildung nicht beginnen kann, sollte er in den meisten Fällen auch nicht in der Familie bleiben in der er bisher gelebt hat. Du fragst dich warum? Ein junger Hund fällt nicht einfach so durch die Eignungsfeststellung. Die fehlende Eignung für die Ausbildung zum Assistenzhund liegt z.B. vor, wenn er schwere Gelenkprobleme oder andere gesundheitliche Schwierigkeiten hat, bei denen der Hund durch den Einsatz als Assistenzhund leiden würde. Manche Hunde sind psychisch nicht in der Lage die Aufgabe zu erfüllen, weil sie z.B. in Alltagssituationen Ängste haben oder aggressives Verhalten zeigen. An dieser Situation ändert sich ja nichts, nur weil der Hund kein Assistenzhund ist. Ein Hund der mit Stress, Magen-Darm-Beschwerden oder Unsicherheit bis hin zur (natürlichen) Aggression reagiert, wird dies auch zeigen, wenn er weiter als “Familienhund” in der belastenden Situation lebt.

Ein erfolgreicher Abschluss

Wenn die Ausbildung abgeschlossen ist und der Hund die erforderlichen Fähigkeiten erlernt hat, ist er bereit, als Assistenzhund in den Alltag des Besitzers einzutreten. Die meisten Menschen, die ihren Hund selbst ausgebildet haben, berichten von einer tiefen Verbundenheit zu ihrem Hund und einer Erfüllung, die über das reine Assistenzhundetraining hinausgeht.

Die Selbstausbildung ist sicherlich kein einfacher Weg, aber sie bietet die Möglichkeit, ein Assistenzhundeteam auf eine ganz besondere Weise zu formen. Für viele Hundebesitzer ist es eine Erfahrung, die nicht nur das Leben des Hundes, sondern auch ihr eigenes bereichert.